Von der Theorie zur Praxis: 5 konkrete Maßnahmen für Nachhaltigkeit im Personalmanagement

von Susanna Mur

Vom veganen Tag in der Kantine, über die Ablehnung von Papierbewerbungen bis hin zu eigenen Nachhaltigkeitsbeauftragten oder -abteilungen. Die Auswahl an Möglichkeiten, um Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Personalmanagement umzusetzen, ist groß. Daher ist es wichtig, diese basierend auf dem Unternehmen und dessen Strategie und Werten selektiv auszuwählen. Grob lassen sich die Maßnahmen in fünf Bereiche einteilen. Nachfolgend stellen wir diese kurz vor und zeigen beispielhafte Maßnahmen und Beispiele aus der Unternehmenspraxis.

Maßnahmen für Nachhaltigkeit im Personalmanagement

5 konkrete Maßnahmen für Nachhaltigkeit im Personalmanagement

1. Rahmenbedingungen schaffen

Die Ausgestaltung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsbedingungen kann einen großen Effekt auf die Nachhaltigkeit des Unternehmens haben – nicht nur als direkter Einfluss auf Ressourcenverbrauch, sondern auch als Vorbildfunktion für Mitarbeiter:innen in ihrem Privatleben.

Beispiele hierfür sind:

  • Faire Ausgestaltung der Arbeitsverträge
  • Richtlinien für Dienstreisen: Bahn vor Flug, Carpooling, etc.
  • Homeoffice und Remote-Meetings
  • Vegetarische und regionale (Optionen in der) Kantine
  • Fahrradabstellplätze
  • Digitale statt papierbasierte Prozesse
  • Müllvermeidung und -trennung
  • Ökostrom (findet man z.B. beim Grüner Strom Label oder Polarstern)
  • Bezug von Wasser (z.B. Wasserspender) und Herkunft des Kaffees
  • Umgang mit Licht

Praxisbeispiel: Rahmenbedingungen schaffen

Passend zum Veganuary hat die Gastronomie der AUDI AG im Januar 2022 gezeigt, wie vielfältig vegane Ernährung sein kann. Jede Woche standen mindestens drei vegane Hauptgerichte auf dem Speiseplan. Für die Mitarbeiter:innen im Home Office gab es Kochvideos und Rezepte zum Nachkochen.

5 konkrete Maßnahmen für Nachhaltigkeit im Personalmanagement

2. Bewusstsein und Kompetenzen erzeugen

Um positiv auf Veränderungen zu reagieren und diese auch proaktiv mit gestalten zu können, müssen Menschen deren Sinn oder Notwendigkeit verstehen. Daher ist es wichtig, zunächst Bewusstsein für Umweltthemen zu schaffen. Außerdem sollten Mitarbeiter:innen über ihre individuellen Handlungsspielräume und -optionen aufgeklärt sowie mit der nötigen Toolbox ausgestattet werden, um Nachhaltigkeitsmaßnahmen umzusetzen. Dies geht zum Beispiel durch folgende Maßnahmen:

  • Fortbildungsmaßnahmen und -angebote: soziale, methodische und fachliche Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit stärken
  • Umweltthemen/Umweltbewusstsein in Führungskräfteentwicklung einbeziehen, Vorbildfunktion nutzen
  • Team-Events, z.B. vegane Kochkurse oder Zero-Waste-Workshops
  • Multiplikatoren identifizieren und Möglichkeiten schaffen, vorhandenes Wissen zu teilen (z.B. Lunchtalks)

Praxisbeispiel: Bewusstsein und Kompetenz erzeugen

Deloitte hat gemeinsam mit dem WWF ein Klima-Lern-Programm erstellt, das an alle 330.000 Mitarbeiter:innen ausgespielt wurde. Das Programm soll Mitarbeiter:innen in Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels informieren, herausfordern und inspirieren sowie ermächtigen, umweltschützende Entscheidungen im Privat- und Berufsleben zu treffen. Das Programm besteht aus Videos, interaktiven Datenvisualisierungen und Testimonials von Mitarbeiter:innen, welche sich bereits für den Klimaschutz engagieren.

5 konkrete Maßnahmen für Nachhaltigkeit im Personalmanagement

Bildquelle: Deloitte, 2023

3. Partizipationsmöglichkeiten bieten

Mitarbeiter:innen Teil der Lösung sein zu lassen, steigert deren Motivation, aktiv zu deren Erreichen beizutragen. Zudem setzen viele Menschen in ihrem Privatleben bereits Nachhaltigkeitsmaßnahmen um – und würden sich freuen, diese auch am Arbeitsplatz einzubringen. Am besten funktionieren hier Programme, bei denen sich Mitarbeiter:innen regelmäßig einbringen können bzw. bei denen Nachhaltigkeit laufend ins Gedächtnis gerufen wird:

  • Vorschlagswesen für Nachhaltigkeitsideen
  • Green Teams, Taskforces bzw. Gilden für Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeitsbeauftragte benennen
  • Mitarbeiter:innen für Pro-Bono-Projekte bzw. soziale Zwecke freistellen, nachhaltige Team-Events, z.B. Volunteering
  • Umweltschutzprojekte und -challenges, beispielsweise mit Clime

Praxisbeispiel: Partizipationsmöglichkeiten bieten

Einen besonders partizipativen Ansatz hat die HR Factory in München mit ihrer Green Week gezeigt. Bei dieser Themenwoche, die von Mitarbeiter:innen mitgestaltet wurde, drehte sich alles um Nachhaltigkeit: von Impulsvorträgen bis zu gemeinsamen Aktionen wie Müllsammeln oder einer Tauschparty. Dabei wurden die Mitarbeiter:innen ganz bewusst dazu aufgerufen, ihre eigenen Talente und ihr Wissen mit einzubringen und aktiv zur Gestaltung der Green Week beizutragen – und sie waren auch mit großer Begeisterung dabei. So hat beispielsweise eine Mitarbeiter:innen, welche sich schon lange vegan ernährt, einen Vortrag zu veganer Ernährung gehalten. Mit der Green Week konnte durch die gemeinsamen Aktivitäten und den Austausch unter Kolleg:innen zu neuen Themen der Teamzusammenhalt gestärkt werden. Zudem hat sich die Woche positiv auf die Arbeitgebermarke der HR Factory ausgewirkt – sowohl nach innen als auch nach außen.

Drei Erfolgsfaktoren haben sich für das Team der HR Factory dabei abgezeichnet:

  • Die Stärken und Interessen der Mitarbeiter:innen für das Thema Nachhaltigkeit wurden zielgerichtet eingesetzt, was die Bindung und Motivation gestärkt hat.
  • Die Geschäftsführung stand vollumfänglich hinter der Aktion und hat sich auch aktiv beteiligt, was in puncto Vorbildfunktion wichtig für den Erfolg war.
  • Vorträge und Aktionen fanden nach Möglichkeit „hybrid“ sowie meist außerhalb der regulären Arbeitszeit statt (Mittagspause, abends etc.), sodass auch Mitarbeiter:innen in Kundenprojekten teilnehmen konnten und sogar Kund:innen für die Aktionen begeistern konnten.
5 konkrete Maßnahmen für Nachhaltigkeit im Personalmanagement

4. Anreize setzen

Unternehmen können nachhaltiges Verhalten bewusst incentivieren. So können Mitarbeiter:innen zum einen motiviert werden, zum anderen kann aber auch ein klares Statement für die Werte des Unternehmens gegeben werden. Wenn beispielsweise neben Performance auch umweltfreundliches Verhalten belohnt wird, setzt dies ein klares Zeichen. Auch im Recruiting können Benefits die (gelebten) Werte des Unternehmens unterstreichen.

  • Flexible Gehaltsbestandteile mit ökologischen Zielen verbinden Ideen für mehr Nachhaltigkeit prämieren
  • Benefits
    • Mobilitätsbudget für nachhaltige Mobilität (ÖPNV, Carsharing)
    • Fahrrad-Leasing, z.B. Mein-Dienstrad.de
    • Mit Sachbezügen nachhaltige Konsumentscheidungen fördern

Praxisbeispiel: Anreize setzen

Mit guudcard können Unternehmen nachhaltige Konsumentscheidungen einfacher und erschwinglicher für ihre Mitarbeiter:innen machen. Die Sachbezugskarte kann jeden Monat mit bis zu 50 Euro steuer- und sozialabgabenfrei beladen werden und Mitarbeiter:innen können mit ihr im nachhaltigen Einzel- und Online-Handel einkaufen. So können Unternehmen nicht nur nachhaltigen Konsum bei Mitarbeiter:innen fördern, sondern gleichzeitig auch einen positiven Beitrag zur Lebenswertigkeit ihrer Standorte und deren Einzelhandel und Gastronomie leisten.

Bild guudcard

5. Engagement sichtbar machen

Um Effekte auf Employer Branding zu erreichen, sollte das Nachhaltigkeits-Engagement auch kommuniziert werden. Dazu passt, dass 59 % der Bewerber:innen sich häufigere Hinweise auf die Arbeitgeber-Haltung zu Klimafragen in Stellenanzeigen oder auf Karrierewebseiten wünschen.

Dabei ist es wichtig, nicht nur die getroffenen Maßnahmen, sondern auch das WARUM dahinter und die Unternehmenswerte zu kommunizieren. Diese Transparenz macht das Umweltengagement von Unternehmen glaubwürdig und hilft dabei, den Anschein von Greenwashing zu vermeiden.

Praxisbeispiele: Engagement sichtbar machen

5 konkrete Maßnahmen für Nachhaltigkeit im Personalmanagement

Mit diesen Maßnahmen und Beispielen aus der Praxis könnt ihr Nachhaltigkeit im Personalmanagement verankern und so das Thema in das gesamte Unternehmen tragen – denn selbst die beste Nachhaltigkeitsstrategie in Unternehmen wird nicht wirkungsvoll sein, wenn sie nicht von den Mitarbeiter:innen getragen und umgesetzt wird. Personalverantwortliche werden daher zunehmend ihren Hebel nutzen können, um die Menschen in Unternehmen zu befähigen, dieses nachhaltiger zu machen. Und darauf freuen wir uns!

Noch offene Fragen?

Dann schreibt uns gerne direkt. Wir freuen uns, euch zu beraten.

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