Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur verankern — Webinar mit Green Culture Experte Jan Zöller

von Vanessa Förster

In der dritten Ausgabe unserer guudtoknow Webinar-Reihe Nachhaltiges Personalmanagement beleuchtet Jan Zöller, Experte für Green Culture und Gründer von HR4Green, die entscheidende Rolle der Personalabteilungen bei der Verankerung von Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur. Durch aufschlussreiche Erkenntnisse aus der europaweiten Studie “Green Workplace Index” zeigte er, wie HR maßgeblich dazu beiträgt, Nachhaltigkeit als grundlegendes Unternehmensziel zu festigen. Zudem lernen wir praxiserprobte Lösungen kennen, die ein Unternehmen zukunftsweisend gestalten.

Jan Zöller ist ein erfahrener Organisationspsychologe, der sich auf die Entwicklung ökologisch nachhaltiger Unternehmenskulturen spezialisiert hat. Seine langjährige Expertise umfasst Beratung und Prozessbegleitung zur Förderung von Nachhaltigkeitstransformation und Change Management in Unternehmen. Als Gründer von HR4GREEN liegt sein Fokus darauf, ökologische Nachhaltigkeit für alle Mitarbeitenden spür- und erlebbar zu machen und gleichzeitig das Thema in allen Unternehmensbereichen voranzutreiben. Jan Zöller konzipiert Entwicklungsprogramme zu Sustainable Leadership und führt Befragungen zur Unternehmenskultur in Bezug auf Nachhaltigkeit durch. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind Teamentwicklung, Green Human Resource Management, Wesentlichkeitsanalyse und Green Culture. Mit seinem Engagement trägt er dazu bei, die Klimakrise als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit anzugehen.

Webinar #3: Nachhaltige Unternehmenskultur mit Jan Zöller

Nach den spannenden Einblicken durch Future Designer Stephan Grabmeier und Steuerexpertin Maggie Shiffa führen wir unsere Webinar-Reihe fort. In unserem dritten Webinar haben wir intensiv darüber gesprochen, warum es für Unternehmen unabdingbar ist, Nachhaltigkeit nicht nur zu fördern, sondern sie als einen zentralen Wert tief in der Unternehmenskultur zu verankern. Darüber hinaus gab Jan Zöller uns Einblicke in die Befragung “Green Workplace Index” und teilte neueste Forschungserkenntnisse mit uns, die zeigen, wie grün europäische Unternehmen wirklich ticken.

Dieser Blogbeitrag fasst die wichtigsten Erkenntnisse des Webinars zusammen, damit ihr euch und euer Unternehmen auf die Zukunft und die Anforderungen einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Arbeitswelt vorbereiten könnt.

Nachhaltigkeit und ihre Bedeutung für die Unternehmenskultur

In der heutigen Unternehmenslandschaft gewinnt das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung. Viele Unternehmen setzen Nachhaltigkeitsmanager:innen ein, doch oft bleibt die Umsetzung oberflächlich, da die Mitarbeiter:innen zwar informiert werden, aber nicht aktiv mitwirken. Zielführender sind Unternehmen, in denen Nachhaltigkeit tief in der Unternehmenskultur verwurzelt ist und von allen gelebt wird. Jan Zöller spricht hier von “Sustainable Mainstream”. Er sieht vor allem zwei Gründe für eine solche Kultur: den Wunsch der Mitarbeiter:innen, zukunftsfähig zu bleiben, und die Anforderungen der CSRD-Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Arbeitgebererfolg: Bewerber ziehen grüne Unternehmen vor

“Klimaschutz ist eines der wichtigsten Zukunftsthemen der Wirtschaft und mittlerweile auch ein ganz wesentlicher Faktor für die Anziehungskraft von Arbeitgebern."

Tobias Zimmermann, Arbeitsexperte von StepStone, betont, dass Nachhaltigkeit für Mitarbeiter:innen längst kein nettes Extra mehr ist. Besonders im Bereich Employer Branding gewinnt Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung. Studien, wie die von StepStone zeigen, dass 75% der Bewerber:innen eher bei einem nachhaltigen Unternehmen arbeiten würden. 38% von ihnen wären sogar bereit, für die Möglichkeit, einen positiven Einfluss auf die Welt zu haben, ein niedrigeres Gehalt in Kauf zu nehmen.

CSRD: Neue EU-Richtlinie fordert Unternehmen zu transparenter Nachhaltigkeitsberichterstattung

Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist ein weiterer Faktor, der dazu führt, dass Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit priorisieren.

Die CSRD ist eine EU-Richtlinie, die sicherstellen soll, dass Unternehmen transparenter und konsistenter über Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte berichten. Dabei müssen Unternehmen nicht nur Nachhaltigkeitsberichte erstellen und veröffentlichen, sondern auch nachweisen, wie sie aktiv eine nachhaltige Unternehmenskultur fördern. Trotz dieser Anforderungen stoßen viele Unternehmen bei der Umsetzung auf Herausforderungen, oft aufgrund von Bedenken gegenüber maximaler Transparenz, aus Angst vor Selbstschädigung oder dem Aufdecken früherer Schwächen. Unternehmen sollten jedoch stets bedenken, dass eine echte Nachhaltigkeitskultur, die über bloßes Greenwashing hinausgeht, das Vertrauen von Kund:innen und Stakeholder:innen stärkt. Zudem kann ein offener Umgang mit Feedback zu einem kontinuierlichen Lern- und Verbesserungsprozess beitragen.

Das Ziel: Nachhaltigkeit als “New Normal”

Wie kann ein Unternehmen Nachhaltigkeit erfolgreich in seiner Kultur verankern?

Transformationspfad zur Nachhaltigkeit: Das Handlungspotenzial der Mitarbeitenden ist gefragt

Es erfordert ein engagiertes Zusammenwirken mit den Mitarbeitenden eines Unternehmens, denn nur durch ihr aktives Handeln lässt sich Nachhaltigkeit effektiv realisieren. Dies verlangt ein entschlossenes und wohl überlegtes Vorgehen bei der Planung notwendiger Änderungen im unternehmerischen Handeln. Die Verankerung von Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur geht weit über die bloße Formulierung von Zielen hinaus. Es erfordert ein sorgfältiges Herunterbrechen dieser Ziele, um zu verstehen, welche spezifischen Verhaltensänderungen in den einzelnen Abteilungen notwendig sind, um das gesamte Unternehmen zu transformieren. Dies bedingt die Entwicklung von Angeboten, die ihre Wirksamkeit erst dann entfalten, wenn sie auf die Bedürfnisse und Erwartungen der jeweiligen Zielgruppen abgestimmt sind. Daher ist es wichtig, klare Merkmale zu definieren, die eine messbare Verhaltensänderung erkennen lassen. Erst wenn diese Veränderungen sichtbar werden, können wir von einem wahren Impact sprechen – einem Wandel, der sich nicht nur innerhalb der Organisation zeigt, sondern der sich, im Idealfall, auch positiv auf das Privatleben der Beteiligten auswirkt.

Paradigmenwechsel: Wie Unternehmen durch Neuorientierung echten Wandel schaffen

Um eine tiefgreifende und nachhaltige Veränderung der Verhaltensweisen in einem Unternehmen zu bewirken, bedarf es mehr als nur punktueller Anstrengung – es erfordert eine grundlegende Neuorientierung im Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit. Jan Zöller spricht in diesem Zusammenhang von einem notwendigen Paradigmenwechsel und unterstreicht dabei die Bedeutung folgender Aspekte:

  1. Die Verantwortung für Nachhaltigkeit sollte sich von einer einzelnen Rolle, wie der der Nachhaltigkeitsmanager:in, zu einer gemeinsamen Verantwortung aller Beteiligten wandeln. Jeder Einzelne im Unternehmen sollte sich für nachhaltiges Handeln engagieren und bereit sein, dazu beizutragen.
  2. Es geht nicht darum, vorgefertigte Lösungen im Bereich Nachhaltigkeit zu implementieren, sondern vielmehr darum, eine Kultur des Lernens und Entdeckens zu etablieren, um zu erkennen, welche Schritte wirklich notwendig sind.
  3. Ein umfassendes Systemverständnis ist entscheidend. Das Wissen über die eigenen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft muss vertieft werden. Es gilt zu verstehen, was Veränderungen für uns selbst und für das Unternehmen bedeutet.
  4. Es ist wichtig, den Fokus nicht ausschließlich auf Ziele zu legen, sondern den gesamten Prozess der Veränderung zu betrachten. Dies umfasst die Entwicklung von Strategien, die konkrete Schritte und Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele beinhalten.
  5. Folgende Schlüsselfragen sollten gestellt werden, um die notwendigen Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Veränderung zu schaffen:
    • Können: Welche Fähigkeiten und Kenntnisse müssen Mitarbeiter erwerben?
    • Wollen: Wie schaffen wir die Motivation und Begeisterung für nachhaltiges Handeln?
    • Dürfen: Wie gewähren wir den Freiraum und die Erlaubnis, damit Mitarbeiter sich sicher fühlen können, entsprechend zu agieren?
    • Sollen: Wie verdeutlichen wir unseren Mitarbeitern, dass dies nicht nur eine Option, sondern eine Erwartung des Unternehmens ist?

Durch die Beantwortung dieser Fragen und die Betonung dieser Prinzipien kann ein Unternehmen den Weg zu einer echten Nachhaltigkeitskultur ebnen.

Ergebnisse der europaweiten Befragung “Green Workplace Index”

Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die Nachhaltigkeit in ihrer Unternehmenskultur greifbar und messbar zu machen. Es ist entscheidend zu verstehen, dass Kultur nicht direkt gemessen werden kann, jedoch indirekt erfassbar wird durch die Beobachtung und Bewertung von Verhaltensweisen und Einstellungen. So erhebt man Werte, Rahmenbedingungen oder Wahrnehmungen von beobachtbarem Verhalten und der individuellen Motivation.

Jan Zöller nähert sich der Herausforderung, indem er die Unternehmenskultur anhand verschiedener Indikatoren misst. So stellte er die Ergebnisse der europaweiten Befragung “Green Workplace Index” vor, die aufschlussreich darlegt, wo europäische Unternehmen derzeit im Hinblick auf Nachhaltigkeit stehen und welche Schritte noch unternommen werden müssen.

Wertecheck: Start-ups mit Nachhaltigkeitsfokus überzeugen, Großunternehmen müssen aufholen

Jan Zöller und sein Team führten einen “Wertecheck” durch, bei dem sie neben Klimaschutz und Umwelt auch klassische Werte wie Struktur und Hierarchie, Mitarbeiterbeziehungen, Innovationsgeist und Wettbewerbsfähigkeit erfassten. Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede zwischen traditionellen Großunternehmen und Start-ups mit einer “Grünen DNA”, die mit dem Ziel der Nachhaltigkeit gegründet wurden. Während Nachhaltigkeit bei den Start-ups zur Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft beiträgt, müssen etablierte Konzerne lernen, den Wert der Nachhaltigkeit zu erkennen und zu integrieren.

Strukturelle Rahmenbedingungen: Unternehmen müssen Nachhaltigkeitsziele besser integrieren und Anreize stärken

Jan Zöller legte dar, dass die strukturellen Rahmenbedingungen für Nachhaltigkeit auf wissenschaftlich fundierten Skalen aufbauen. Er hebt hervor, dass insbesondere die Bereiche Anreizsysteme, Aus- und Weiterbildung sowie klar definierte Ziele wesentlich sind, um Verhaltensänderungen in Unternehmen herbeizuführen. Seine jüngste Erhebung unter etwa 1000 Unternehmen hat gezeigt, dass strategische Nachhaltigkeitsziele selten konkret auf die verschiedenen Organisationsbereiche heruntergebrochen werden. Oft ist den einzelnen Abteilungen nicht klar, welchen Beitrag sie zur Nachhaltigkeit leisten können oder sollen.

In Bezug auf Aus- und Weiterbildung wird deutlich, dass hier zwar die richtigen Werte vermittelt werden und die Bedeutung von Nachhaltigkeit betont wird, es jedoch an praktischen Fähigkeiten mangelt – nicht nur für die speziell dafür Verantwortlichen, sondern für alle Mitarbeiter.

Was die Anreizsysteme angeht, so zeigt sich, dass diese nur schwach ausgeprägt sind und daher möglicherweise nicht ausreichend motivieren, das Thema Nachhaltigkeit aktiv zu fördern und zu leben.

Green Leadership: Führungskräfte als ungenutztes Potenzial im nachhaltigen Unternehmenswandel

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Jan Zöller in seiner Untersuchung beleuchtete, ist die Führungskultur, speziell das Konzept des nachhaltigkeitsorientierten Leaderships. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Rolle von Führungskräften als Vorbilder in Sachen Nachhaltigkeit nicht deutlich wahrgenommen wird. Dies könnte daran liegen, dass Führungspersonen häufig eine Vielzahl von Themen zu bewältigen haben und Nachhaltigkeit dabei leider oft zu kurz kommt. Das ist besonders bedauerlich, da gerade Führungskräfte eine Schlüsselrolle spielen, wenn es darum geht, Nachhaltigkeit im Unternehmen voranzutreiben. Ihre Vision, Inspiration und Motivation sind entscheidend, um den Weg für nachhaltige Praktiken zu ebnen. Führungspersonen, die als Vorbilder agieren und zum Nachdenken über nachhaltige Ideen anregen, sind essentiell, damit Nachhaltigkeit erfolgreich in die Tat umgesetzt werden kann.

Beispiele aus der Praxis: Praktische Wege zur Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmenskultur

“Inner Development Goals” als Schlüssel zur Förderung von Unternehmenswachstum

Außerdem teilte Jan Zöller einige praxisnahe Beispiele und Tools, die verdeutlichen, wie Nachhaltigkeit wirkungsvoll in die Unternehmenskultur eingebettet werden kann. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Entwicklung von Kompetenzen und Fähigkeiten innerhalb eines Unternehmens. Jan Zöller empfahl besonders die "Inner Development Goals", die so universell formuliert sind, dass sie leicht in jede Unternehmenskultur integriert werden können, um das interne Wachstum zu fördern.

“SDG-Toolbox” erleichtert Bildung und Engagement in Nachhaltigkeit

Er stellte uns außerdem die "SDG-Toolbox" des NGO’s KATE vor, die den freien Zugang zu Informationen über das Thema Nachhaltigkeit erleichtert, um Mitarbeitende und Nachwuchskräfte zu bilden. Zudem ist es wichtig, die vorhandene Motivation der Mitarbeitenden für nachhaltiges Engagement zu kanalisieren und zu unterstützen.

Von “Green Teams” bis “The Week”: Praktische Tools für Mitarbeiterengagement in Nachhaltigkeit

Ein weiteres Beispiel, um Mitarbeitenden einen entsprechenden Gestaltungsspielraum für das Ausleben ihres Engagements zu bieten, sind "Green Teams" – Netzwerke von Mitarbeitenden, die sich freiwillig und neben ihrer Haupttätigkeit für Nachhaltigkeit im Unternehmen einsetzen. Ein weiteres empfohlenes Tool ist "The Week", eine Website, die drei Videos bereitstellt, gefolgt von geführten Diskussionen. Dieses interaktive Format fördert das Durchspielen verschiedener Szenarien und sammelt praktische Erfahrungen.

Nachhaltigkeit muss zur Kernkompetenz für Führungskräfte werden

Zum Schluss hebt Jan Zöller hervor, wie wichtig es ist, dass Entwicklungsprozesse für Führungskräfte auch das Thema Nachhaltigkeit einschließen. Führungskräfte müssen sowohl die Kunst der Umsatz- und Gewinngenerierung als auch das nachhaltige Gestalten von Prozessen erlernen. Durch diese ganzheitliche Herangehensweise wird gewährleistet, dass Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil der Führungsverantwortung wird.

Ausblick: So geht die Webinar-Reihe weiter

In unserer zehnteiligen Webinar-Reihe decken wir ein breites Spektrum von Themen ab - von Steuervorteilen über Employer Branding bis hin zur Unternehmenskultur. Diese Inhalte bereiten dich optimal auf eine nachhaltige und verantwortungsvolle Personalführung vor.

In unserem nächsten Webinar am 30.04.24 begrüßen wir die Nachhaltigkeitsexpertinnen Mia Angelov und Jennifer Conder von der Nachhaltigkeitsagentur Agentur2020. Seit gespannt auf praxisnahe Einblicke in die CSRD-Richtlinien im HR. Meldet euch hier einfach für das Webinar an.

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